Monster,
ey!
Hätte
ich doch bloß nicht in den Spiegel geschaut: Ich sehe so alt und
hässlich aus, wo ich doch so intelligent bin! Ich fühle mich wie
Sonntag, aber es ist ein trostloser Dienstag, der Tag ist okay, nur
sehe ich nicht so aus (obwohl ich mich nicht zu schlecht fühle,
Scheiße!).
Kein
Duschen hilft mir, ich brauche Action, aber ins Kino gehe ich nicht
mehr, nach 18 Uhr, habe Englisches gelesen! Und trotzdem werde ich
mich duschen, oder doch nicht? Ich ertrag mich optisch nicht, kotz,
kotz.
Deborah
an mich
"Gut,
dass du mir geschrieben hast. Am Telefon hätte ich es mit Sicherheit
nicht geschafft, dir all die Dinge an den Kopf zu werfen, die mich
bei unserem Partnerschaftsversuch (mit Betonung auf Versuch) gestört
haben.
Erst
einmal zu deinem Brief: Findest du es nicht ein wenig dreist, mir den
Schwarzen Peter für die letzte, verunglückte Nacht zuzuschieben?
Ich glaube mich zu erinnern, dass ich versucht habe, dir etwas über
verpasste Chancen und Abgekühlt-Sein zu erzählen. Schade, dass du
es nicht geblickt hast. Das hätte das Drama auf ein erträgliches
Maß reduziert.
Auf
der Fahrt zu dir am Donnerstag habe ich mich unheimlich auf dich
gefreut; ich hatte Lust auf dich: es hat gekribbelt. Dann kam ich zu
dir hoch, und im Prinzip war die Luft raus und ich kalt wie eine
Hundeschnauze. Ich hasse deine Art, mich zu begrüßen. Ich kam mir
immer vor wie ein unangemeldeter, etwas störender Gast, den man mit
stundenlangem Smalltalk einschläfert, in der Hoffnung, ihn zum
baldigen Gehen zu bewegen. Ein bisschen mehr Enthusiasmus bei der
Begrüßung (und auch sonst) hätte bestimmt nicht geschadet. So habe
ich immer Stunden gebraucht, um nach der eiskalten Begrüßung
wenigstens aufzutauen. Und dann erwartest du mehr Hingabe bzw.
Aktivität! Es gibt ein schönes Sprichwort: 'Wie man in den Wald
hineinruft, so schallt es heraus.' Sehr passend, nicht wahr?!
Nun
zu deiner Forderung, mich 'positiv einzubringen'. Ich hätte nicht
gedacht, dass du auf derart abgelutschte Floskeln zurückgreifen
musst. Da hätte ich eigentlich mehr Klasse erwartet, zumal du dich
ja für einen der besten (oder den besten?) lebenden österreichischen
Schriftsteller hältst. Aber Anspruch und Wirklichkeit klaffen ja des
Öfteren auseinander.
Was
die verlangte 'Offenheit' betrifft: Ein Hoch auf die Offenheit! Es
lebe die Offenheit! Aber es gibt Situationen, in denen mich Offenheit
ziemlich abtörnt und damit auch den leisesten Hauch von Erotik
vernichtet (ich finde z.B. Gespräche über rasierte oder nicht
rasiert[e Beine] nicht unbedingt erotisch!). Man kann alles
übertreiben, mein Lieber. Dir fehlt das Gespür dafür, wann es
besser ist, einfach den Mund zu halten oder einfach mal zu lügen. Es
ist idiotisch zu verlangen, dass ich dir sage, wann du besser den
Mund halten solltest. Wer weiß, welche bahnbrechenden Gedanken dann
auf Nimmerwiederhören verschwinden. Ganz egal, was für ein
Scheißkerl mein Ex war, er hat mir zumindest das Gefühl gegeben,
für ihn etwas Besonderes, Liebenswertes zu sein: auch wenn wir beide
wussten, dass das nicht der Realität entsprach. Aber es war ein
Spiel, und bis zu einem gewissen Zeitpunkt, immerhin ein halbes Jahr,
hatte ich viel Spaß daran. Wenn es nicht die absolute Liebe ist, die
zwei Menschen dazu bewegt, miteinander zu schlafen, sollte man sich
an gewisse Spielregeln halten. Es erleichtert die Sache ungemein.
Offenheit verträgt sich in meinen Augen nur mit absolutem Vertrauen
und unbedingter Liebe, sonst ist Offenheit nur destruktiv.
Ich
habe keine Lust auf Probleme. Was ich will, ist eine lockere,
entspannte Beziehung, und die ist mit dir nicht möglich. Dein Hang
alles zu problematisieren und alles zu überdenken macht mich krank
(deswegen die roten Flecken an meinem Hals!), schade, dass mir das
alles erst so spät aufgefallen ist.
Jetzt
ist mein Zorn verraucht. Ich gebe zu, dass der Brief weder fair noch
eine literarische Meisterleistung ist. Aber beides kannst du von mir
nicht erwarten.
Falls
du meine Uhr finden solltest, die ich bei meinem überstürzten
Aufbruch bei dir vergessen habe, ich sitze nach den Ferien am Montag
um 1 Uhr in der Deutsch-Cafete. Vielleicht findest du mich ja!
[D.]".
Worum
gehts hier eigentlich?
Man
kann nicht immer gut aussehen, sollte ich aber: Von Knutschflecken
übersät.
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