Kaum
Kaum
hatte ich die Disko betreten, schon stolperte ich in ihre blonden
Haare: "Hi!" Ich setzte mich erstmal auf einen Hocker, der
dort so in der Nähe der Theke herum stand, die sich nicht allzu weit
vom Eingang befand; erstmal ne Cola ordern, oder doch Fanta? Cola hat
gewonnen, ich drücke meinen Chip ab, die Eintrittswertmarke, dafür
labe ich mich jetzt an der Cola, Coca-Cola oder Pepsi, ich glaube
Sinco, weiß es aber nicht, na ja, Blick zur Tanzfläche, leer, fast
leer, aber ein sweet Boy ist am Dancen, Tanz über alle Entfernungen
hinweg; er schaut mich an, Scheiße, ganz schön verqualmt, schaue
ich weg? Weswegen sollte ich, ne neue Scheibe, der Boy haut ab,
verlässt zumindest die Tanzfläche, was solls, ich hätte ihn
sowieso nicht gebaggert; weswegen bin ich eigentlich hier, ach ja,
richtig, wegen eines etwaigen Aufrisses, Perle und so? Blondie kommt
zurück, sie sieht ja echt super aus, aber sie steht leider nicht auf
normale Boys, nur Homosexuelle, da werde ich wohl nichts machen
können, bloße Vermutung; selbstbewusst jedenfalls bin ich, warum
sollte ich es auch nicht sein, ich sah zwar schon mal besser aus,
wann? Aber das wissen halt die meisten Cracks nicht, die hier rum
laufen, außerdem will ich ja nichts von ihnen, schon eher von den
Cräckerinnen, weiblichen Heldinnen for a love romance und auch so,
Video, wie ist das Leben doch fad, ohne, obwohl Kabel-TV auch nicht
so ganz ohne ist; ich begreife einfach nicht, wie die Leute früher
ohne Fernseher leben konnten, wie? Doofe Frage, wenig Bildung, viel
Arbeit, existenzielle Nöte, obwohl so ganz richtig kann das gar
nicht sein, schließlich ist Kabel-TV auch lebensnotwendig, müsste
ich eigentlich mal versuchen, beim Sozialamt zu beantragen; yeh, yeh,
T. Rex: "Get it on"; gute, alte Scheibe, habe ich ja auch
noch, aber nicht original gekauft, sondern auffem Flohmarkt, das
waren damals noch schöne, stressige Youth-Zeiten, tja, es war
einmal... Schöne Märchenstunde, get it on, get on, Blondie tanzt,
nicht alleine, with a sweet fella, nice, er, nicht sie, sie natürlich
auch, Tanz zu Ende; sie schaut in meine Richtung: "Hallo, du
kennst mich nicht mehr?" Hmm, heh? "Natürlich, logo, ich
habe dich doch schon begrüßt, ich bin doch schon in dich hinein
gestolpert..." "Ach, du warst das, ich hatte meine
Kontaktlinsen noch nicht auf, der Zusammenstoß gab mir aber zu
denken, ich ging auf die To und legte sie an, ich bin echt zu blind!"
"Besser blind als blöd, so wie ich, was solls; jedenfalls
wusste ich gar nicht, dass du auch blind bist, brillen- bzw.
kontaktgeschädigt?" Kleine Pause, Gesprächspause, hab ich mir
wieder einen gefangen, ausloten, aber wie? "Tanzt du mit mir?"
Sie schüttelt den Kopf: "Ne, ne." "Auch gut!"
"Was du nicht sagst?" Au, au, das geht bestimmt nicht mehr
gut aus, dabei möchte ich endlich mal wissen, wie sie heißt, wie
erfahre ich das, durch Fragen, soll ich sie mal fragen, besser nicht,
sonst geht unser lockeres Gelegenheitslabbern noch in die Binsen,
andererseits wollte ich sie schon letzte Woche nach ihrer
Telefonnummer fragen, dann sagte sie, dass sie nur auf schwule Boys
stehe, andere fände sie widerlich, mich aber nicht so sehr, sonst
würde sie ja nicht mit mir reden, außerdem sähen wir uns bestimmt
irgendwann mal wieder, wenn ich mal wieder in der Disko sein würde,
weil sie öfters hier sei, zum Tanzen, zum Reden habe sie keine
Böcke, und überhaupt, wir kennen uns ja gar nicht, die Musik sei zu
laut, sie liebe ihre Freundin und ihren homosexuellen Freund
abgöttisch, mich findet sie aber nicht ätzend, sonst würde sie
sich ja nicht mit mir unterhalten, ja.
Ich
habe vermutlich die Chance nur deshalb bekommen, weil ich ihr erzählt
habe, wie verflucht gut sie aussehe, dass sie der Schwarm aller Jungs
sei, das sieht man förmlich, und dann wollte ich ihr dies ja
eigentlich auf Englisch sagen, aber dann war sie zu lange am Tanzen
und der Laden zu verqualmt, so dass ich es vergessen hatte, und was
sie für die neue Frisur bezahlt hätte, die ihr fantastisch stehen
würde, selbst gemacht, so, so, dann habe sie sicherlich Schulferien
und so (Langeweile), jedenfalls sagte sie: "Es ist eigentlich zu
laut zum Reden hier, -ich werde noch etwas tanzen." Und dann
verabschiedete sie sich nach dem Tanz noch von mir, lächelte mich an
und verschwand; und nun überlege ich weiter, habe ich zu viel
geschlafen, die Post geht bei mir wirklich nicht sonderlich ab, zu
wenig gelabbert? "Wie heißt du eigentlich?" "Nenn
mich, wie du willst." "Du bist so schön, da fällt mir
nichts zu ein, super schön!" "Nu übertreib ma nich, so
schlecht siehst du ja nun auch wieder nicht aus; heute hätte ich
überhaupt nichts dagegen einzuwenden, mit dir zu labbern, sogar ein
Spaziergang is drin..." Und ich so schlapp und schlaff und doof:
"Okay, mach mich glücklich, mach mich an, Yvonne." "Ich
heiße Trinhallskta, Trinhallskta Strackkstraarh, du kannst mich
Halla nennen, wie die berühmte Stute von H.-G. Winkler." "Kann
man dich auch so gut zureiten?" Patsch. "Na ja, auch gut,
aber nicht zweimal, sonst schlage ich zurück, außerdem fand ich
mich mutig." Mutig, richtig. "Nehm dir bloß nicht zu viel
vor, Alfons, Alfons!" "Alfons is a bad name, isn't it? Nenn
mich Alf, Alf Berger, auch nicht so schlecht, gehen wir nun spazieren
oder nicht?" "Ja."
Ich
sah Halla noch mal wieder, da hatte sie aber bereits schwarzes Haar,
das kam nicht so gut. Ihren so genannten schwulen Freund sah ich auch
wieder, er wohnt bei mir in der Nähe im Penzingviertel, studiert an
der Uni Wien, fährt mit der Bahn dahin, baggerte eine Frau in der
Uni-Cafete, ist aber möglicherweise doch homo?