"Hallo,
Karmamita!
Was
macht dein Freund, deine Kinder? Die Schule, die Freizeit, Familie,
Beruf?" "Wie bist du denn drauf?" "Gut."
Die
Liebe geht und kommt
Und
ich komme immer nur in Tempotaschentücher, ja, ich bin noch nicht
einmal befähigt Kinosessel anzuspritzen, sogar bei Banken versag
ich, bekomme ich deshalb keinen Kredit?
So,
und jetzt zur Sache, ich habe am Mittwoch mal wieder Diesmla-Maria
gesehen, mich aber nicht mit ihr unterhalten, sondern mit mir, ich
führte ein Selbstgespräch, wie gewöhnlich (Diesmla ist eine
frühere Liebe von mir), sie bemerkte das, kritisierte das, ich fand
es lustig, da Diesmla momentan nicht zu meinen Schwärmen gehört;
Ireen, Ireen tut es, sie ist ein relativer Schwarm von mir. Freitag,
der Nachdemwichsengehen-Tag, ich blendender Laune, sehe auch so aus,
esse nichts, schön ist sowas, klar, so, weiter, Deutschstunde zu
Ende, ab nach Hause, nein, in der Cafeteria tu ich mir noch nen
Kaffee rein, sehe Sfluijaja, ja, ja, sie hat ein glänzendes T-Shirt
an, ich strahl sie an, sie schaut mich an, ich sage ihr, dass sie
schön sei; normaler verlogener Schmu, der so nicht immer stimmt,
heute bestimmt nicht, und deshalb modifiziere ich meine Aussage durch
eine Frage: "Sfluijaja, gut siehst du aus, wenn man weg schaut,
aber du hast 2 Kilogramm Übergewicht, und das ist eigentlich schon
geschönt, darf ich dir etwas ganz persönlich ehrlich sagen?"
"Was kommt denn jetzt noch?" "Frage auf Frage, aber
keine Antwort, also, in Wirklichkeit ist dein Übergewicht schon eher
im 5-kg-Bereich." "Danke, Jocelyn." "Bitte, du
schuldest mir nichts, aber ich wollte mal versuchen, ob man auch
ehrlich durchs Leben kann, ohne an Vorurteilen zu kleben, und die
ganze Angelegenheit war nur als konstruktive Kritik gedacht, ich
möchte nicht, dass du mal ein fettes Schwein wirst, Pardon, ne Sau
sollst du nicht werden." Und dann begab ich mich in die
Schlange, Sfluijaja folgte mir nach, ist sie krank? Immer diese
blonden Frauen, die mich antörnen, oh jeh. "Hallo, kennen wir
uns nicht schon, begegneten wir uns nicht schon einmal?" "Gut
gebracht, Jocelyn", stimmt, finde ich gut, die Sache noch nicht
einmal zu Ende gedacht gehabt, aber den Satz schon zu Ende gesagt:
"Weißt du eigentlich, Sfluijaja, dass Not und Tod sich reimen,
z.B. so, sich räkelnd sah ich dich am Strand liegen, sofort habe ich
mir einen gerieben; mir juckte die rechte Arschbacke." "Haha,
du bist echt doof, der war nicht unbedingt schlecht. Du hast schon
zweimal von mir Ausgehabsagen gekriegt, würdest du noch einmal das
Risiko eingehen, mich zu fragen oder wirst du es nicht mehr wagen?"
"Ich trag ein Hemd, gleich platzt mir noch der weiße Kragen,
außerdem tut mir weh, mein Magen, ich habe auch keinen Wagen, aber
du, hast du denn auch Liegesitze, denn im Wagen möchte ich auch mal
in nen Pariser spritzen. Um deine Frage zu beantworten, nein, ich
werde dich nicht mehr fragen, ob du mit mir ausgehst, gehst du mit
mir spazieren?" "Ich habe jetzt zwar Mathe, aber ich würde
die Stunde blau machen." "Ich habe jetzt zwar keine Stunde,
dennoch würde ich mit dir spazieren gehen." Wir gingen und
redeten viel, ich erfuhr, dass meine Chancen nun die Nullebene
verlassen hätten, zum ersten Mal seit Langem, dass dies aber nicht
genügend sei, um ihre in der Krise sich befindliche Beziehung zu
beenden, deshalb habe sie auch dreieinhalb Kilo Kummerspeck
angesetzt, und niemand hätte sich getraut, ihr das zu sagen, außer
mir, sie teilte also meine Auffassung der konstruktiven Kritik und
so, also küsste ich sie auf ihre Lippen, als ich Dahlia entdeckte,
die ich bisher noch nicht schmeckte, ich würde dies aber gerne
machen, rasch warf ich Sfluijaja noch aus dem Fenster, haha, nein,
ich verabschiedete sie noch schnell, sagte, dass ich sie jetzt vor
dem Blau machen der zweiten Stunde bewahre; sie enteilte zum
Unterricht, schien aber doch etwas verdutzt, ich bedauerte nur etwas,
dass ich ihr meine Telefonnummer nicht gegeben habe, aber Dahlia
schien mir wichtiger. Ich fragte die, ob sie jetzt unterrichtsfrei
habe, sie sagte Ja, sah gut aus, ich frohlockte schon fast, da sah
ich sie von nah, ein Außerirdischer in Verkleidung stand da, hatte
ich die falsche Brille aufgesetzt gehabt?
Etwas
sonnengeschädigt und von John Carpenters Kinoprodukt, einem Film
(heiß, nicht, diese Erkenntnis?), beeinflusst gewesen; der Plot
erinnert mich sowieso an Comics meiner Jugend, Horrorcomics,
jedenfalls ging es in den Comics und dem Carpenter-Film um
Außerirdische, die in Masken von Menschen die Weltherrschaft an sich
reißen wollen, nur mit einer Spezialbrille kann man die Aussies (von
ganz weit weg erkennen), irgendwie auch im Trend des Strickmusters
der "Invasion von der Wega", einer SF-Fernsehserie, die ich
als Jugendlicher (Kind?) auch nicht zu ungern sah, ich war überhaupt
ein SF-Fan, Perry Rhodan-Gelegenheitsleser (aber Käufer und
Sammler), den Carpenter-Film "Sie leben" habe ich nicht
gesehen, werde ihn mir jetzt aber wohl doch anschauen müssen
(ausnahmsweise nicht um vor dem Videorekorder zu schleudern, sondern
um Theorie, d.h. die Werbung für den Film und meine daraus
resultierenden Schlüsse, und die Praxis miteinander zu vergleichen).
Aber schon jetzt geht es mit der Handlung weiter: Die Liebe kommt und
geht und meiner steht, bevor er kommt, ich komme; Hurra, ich komme
dich besuchen, mitten in der Nacht, wenn du keine Brille auf hast,
mich nicht erkennen kannst, dass ich ein normaler Mensch bin; wurde
ich gestern deshalb in der Tiefkühltruhe begraben? Nein, ich glaube
diese Angelegenheit so recht nicht, vermutlich habe ich geträumt,
geträumt habe ich auch tatsächlich, und zwar, dass ich ein
Doppelkopf-Solo mit 97 Punkten verlor, weil ich einen taktischen
Fehler begangen habe. Kurz bevor der Wecker schellte, mir dadurch der
Traum überhaupt erhalten wurde, hatte ich noch die Angst, dass ich
nicht korrekt bedient hätte, ich habe mich geirrt, ein
Bedienungsfehler hätte beim vorletzten Stich eh keine Auswirkungen
mehr gehabt, da ich ja sowieso verloren habe, im Traum, nur im Traum,
in der Realität bin ich ein Doppelkopfwinner, und auch so (relativer
Notenloser; in Kunst habe ich mich um 2 von 15 Punkten verbessert, in
Englisch um einen Notenpunkt verschlechtert, um drei Punkte
insgesamt, da ich Englisch als Leistungskurs habe, der dreifach
gewertet wird, wie Geschichte, meine Mitarbeits-Eins bröckelt da,
aber dafür habe ich eine sehr gute Klausur geschrieben, die die Eins
plus ankratzte, ein Zehntelpunkt fehlte; ich habe mir ein
Geschichtsbuch aus der Bücherei ausgeliehen, schon 54 Seiten
gelesen); jetzt gehts aber zur Liebe zurück, die geht und kommt,
erst geht sie, dann kommt sie, dann geht sie: "Hey, Girl, bleib
hier." I like the homosexual Boys, too: "Jungs, bleibt
hier, spendiert mir noch ein alkoholfreies Freibier, jeder von euch!"
Zurück zur einzigen, echten Dahlia, die ich im Schulflur heute sah,
ganz, ganz nah, und am Ende der Begegnung gab es von ihr einen Kuss,
aus, Schluss. Aber nochmals zum Anfang zurück, schon wieder zurück,
es soll aber voran gehen, voran, voran, aber in der Zeit zurück, ich
stand da, sagte: "Hallo, ja, du da, Dahlia, gehst du jetzt nach
Hause, hast du Schulschluss?" "Nein, Jocelyn, ich gehe zum
Bahnhof, zu Fuß nach Eisenstadt ist mir einfach zu weit, ich habe
mein Auto nicht dabei, aber du darfst mich begleiten; warum nicht?"
Ich warte noch etwas auf sie, dann gehen wir los, erst ein kleines
Stillschweigen, dann lege ich aber los, ich erzähle ihr, dass sie
einer meiner drei Schwärme sei, dass Sfluijaja eine der anderen
Frauen sei, die Dritte ist Ireen, die sie ja wohl nicht kenne; aber
ich finde Ireen einfach zu alt, 26, und dann schlank, zu schlank,
beinahe zu schlank, aber ab und zu sähe sie ja doch spitzenmäßig
aus; sie ist die einzige unsichere Kantonistin unter den Frauen, bei
den anderen beiden würde ich jederzeit felsenfest zuschlagen, da
sagte Dahlia mir folgendes: "26, die ist doch damit anderthalb
Jahre jünger als ich, zumindest." "Ja, das schon, aber
dafür bist du kleiner, wohl proportionierter, deine Schenkel sind
breiter und straffer, dein Po ist fleischiger, deine Brüste sind
größer, du bist netter, lachst viel und oft, Ireen ist da schon ein
richtiger Trauerkloß, außerdem befleißigt sie sich gelegentlicher
Vorurteile, auch gegen mich, eine Zeit lang besonders gegen mich,
aber mittlerweile würde ich die Chancen 50 zu 50 % ansehen, dass sie
mit mir ausgehen würde, wenn ich einen günstigen Zeitpunkt abpassen
würde; sie ahnt wohl auch bereits, dass ich sie durchaus attraktiv
finde, relativ attraktiv, aber mit dir einfach nicht zu vergleichen,
du hast zwar schon einige Falten, aber gebräunte Haut, zwar fahre
ich nicht unbedingt auf Chemiefreaks ab, aber Sfluijaja ist ein
Mathefreak, Ireen eine Computerfrau, nur ich bin
naturwissenschaftlich eine dumme Sau, habe deshalb aber Mathe noch
nie blau gemacht, mache Naturwissenschaften generell nicht blau,
Mathe nie, habe aber außer Bio auch keine andere Naturwissenschaft
als Schulfach, muss ja am Kolleg auch nicht sein, meine
Pflichtbindung habe ich erfüllt. Und Sfluijaja hat Übergewicht, das
habe ich an dir entdeckt nicht, kein Gramm." "Du scheinst
ja ein Fachmann zu sein, dir auch reichlich Gedanken über mich
gemacht zu haben." "Iwo, sowas fällt mir beiläufig auf,
du bist nunmal schön anzusehn." "Findet meine Freundin
auch, meine Busenfreundin, ich bin nicht lesbisch, wenn du das
glaubst, aber ich bin Lehrerin, du weißt das ja, ich bin da etwas
konservativ, obwohl ich schon finde, dass du recht hast, ich bin gut
drauf, sehe zwar nicht so gut aus, wie du meinst, aber ich bin
zufrieden, mir würde eine Beziehung, glaube ich, noch besser tun,
aber mit dir? Halte dich besser an Ireen, wie kommt sie überhaupt an
diesen Namen, ist sie Engländerin?" "Nein, sie ist
Italienerin, aus dem Norden der Republik, nun in Neustadt zu Hause,
also auch keine Wienerin, sie besitzt auch ein Auto, alle Frauen, die
ich begehre, besitzen ein Auto, nur ich nicht." "Begehrst
du dich denn, Jocelyn, so selfish wirst du doch wohl nicht sein?"
"Ach ja, recht hast du, tu as raison, das ist Französisch,
heißt 'du hast recht'." "Du hast recht, ich weiß das, ich
kann auch nicht nur Französisch sprechen, ich kann auch etwas
Italienisch, auch Spanisch habe ich schon versucht, kann aber
besonders gut Deutsch." "Stimmt, deshalb mag ich dich ja so
sehr, ich bin ein Deutschfreak, möchte schreiben lernen und lesen
und reden und nicht doof bleiben." "Ach, kleiner Jocelyn,
du bist doch gar nicht dumm, rede dir das bloß nicht ein, sonst
glaubst du das noch, was du dir einzureden versuchst, außerdem kann
ich nicht glauben, dass du das ehrlich meinst!? Mein Zug ist übrigens
weg, deine Schuld, weißt du das?" "Ja, ja, Frau Lehrerin,
das heißt eigentlich Nein, woher sollte ich das wissen, wir könnten
also zusammen ein Eis essen gehen?" "Du willst mich wohl in
meiner Standfestigkeit testen, nein, ich sage ein Extra-Nein."
"Schade. Nenne mich Josie, wenn du eine Freundin von mir werden
willst." "Leider keinen Bedarf an Freunden, mache erstmal
deine Matura, danach könnte ich weitersehen, mal gucken." Und
dann küsste sie mich zum Abschied auf den Mund, auf dem Bahngleis,
Scheiße! Und ich dachte an die Sache, dass ich Sfluijaja geküsst
habe, nett wars ja, aber soll ich mir Ireen antun, am Montag, ich
weiß nicht, ich überwinde mich dazu so schwer, versuchte also
Dahlia tief zu küssen, ihre Lippen mit meinen zu öffnen, benutzte
auch meine Zähne, denn die Sache stand meiner Meinung nach so,
entweder heute oder gar nicht, solch eine Chance, solch eine Frau zu
kriegen, bekomme ich nie wieder, zumindest nicht dieses Weekend; da
könnte man ja auch was Verstecktes miteinander aushecken, und meine
Zunge war gerade in ihrem Mund, ich sah ihr in die Augen, wusste,
dass ich gewonnen hatte, im nächsten Moment waren wir am Fallen, das
Gleis kippte, der Zug kam, eine Träne.
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