Montag, 9. Oktober 2017

Gut drauf/John Carpenter: Sie leben/Eine Träne/Liebe und Tod

"Hallo, Karmamita!
Was macht dein Freund, deine Kinder? Die Schule, die Freizeit, Familie, Beruf?" "Wie bist du denn drauf?" "Gut."

Die Liebe geht und kommt
Und ich komme immer nur in Tempotaschentücher, ja, ich bin noch nicht einmal befähigt Kinosessel anzuspritzen, sogar bei Banken versag ich, bekomme ich deshalb keinen Kredit?
So, und jetzt zur Sache, ich habe am Mittwoch mal wieder Diesmla-Maria gesehen, mich aber nicht mit ihr unterhalten, sondern mit mir, ich führte ein Selbstgespräch, wie gewöhnlich (Diesmla ist eine frühere Liebe von mir), sie bemerkte das, kritisierte das, ich fand es lustig, da Diesmla momentan nicht zu meinen Schwärmen gehört; Ireen, Ireen tut es, sie ist ein relativer Schwarm von mir. Freitag, der Nachdemwichsengehen-Tag, ich blendender Laune, sehe auch so aus, esse nichts, schön ist sowas, klar, so, weiter, Deutschstunde zu Ende, ab nach Hause, nein, in der Cafeteria tu ich mir noch nen Kaffee rein, sehe Sfluijaja, ja, ja, sie hat ein glänzendes T-Shirt an, ich strahl sie an, sie schaut mich an, ich sage ihr, dass sie schön sei; normaler verlogener Schmu, der so nicht immer stimmt, heute bestimmt nicht, und deshalb modifiziere ich meine Aussage durch eine Frage: "Sfluijaja, gut siehst du aus, wenn man weg schaut, aber du hast 2 Kilogramm Übergewicht, und das ist eigentlich schon geschönt, darf ich dir etwas ganz persönlich ehrlich sagen?" "Was kommt denn jetzt noch?" "Frage auf Frage, aber keine Antwort, also, in Wirklichkeit ist dein Übergewicht schon eher im 5-kg-Bereich." "Danke, Jocelyn." "Bitte, du schuldest mir nichts, aber ich wollte mal versuchen, ob man auch ehrlich durchs Leben kann, ohne an Vorurteilen zu kleben, und die ganze Angelegenheit war nur als konstruktive Kritik gedacht, ich möchte nicht, dass du mal ein fettes Schwein wirst, Pardon, ne Sau sollst du nicht werden." Und dann begab ich mich in die Schlange, Sfluijaja folgte mir nach, ist sie krank? Immer diese blonden Frauen, die mich antörnen, oh jeh. "Hallo, kennen wir uns nicht schon, begegneten wir uns nicht schon einmal?" "Gut gebracht, Jocelyn", stimmt, finde ich gut, die Sache noch nicht einmal zu Ende gedacht gehabt, aber den Satz schon zu Ende gesagt: "Weißt du eigentlich, Sfluijaja, dass Not und Tod sich reimen, z.B. so, sich räkelnd sah ich dich am Strand liegen, sofort habe ich mir einen gerieben; mir juckte die rechte Arschbacke." "Haha, du bist echt doof, der war nicht unbedingt schlecht. Du hast schon zweimal von mir Ausgehabsagen gekriegt, würdest du noch einmal das Risiko eingehen, mich zu fragen oder wirst du es nicht mehr wagen?" "Ich trag ein Hemd, gleich platzt mir noch der weiße Kragen, außerdem tut mir weh, mein Magen, ich habe auch keinen Wagen, aber du, hast du denn auch Liegesitze, denn im Wagen möchte ich auch mal in nen Pariser spritzen. Um deine Frage zu beantworten, nein, ich werde dich nicht mehr fragen, ob du mit mir ausgehst, gehst du mit mir spazieren?" "Ich habe jetzt zwar Mathe, aber ich würde die Stunde blau machen." "Ich habe jetzt zwar keine Stunde, dennoch würde ich mit dir spazieren gehen." Wir gingen und redeten viel, ich erfuhr, dass meine Chancen nun die Nullebene verlassen hätten, zum ersten Mal seit Langem, dass dies aber nicht genügend sei, um ihre in der Krise sich befindliche Beziehung zu beenden, deshalb habe sie auch dreieinhalb Kilo Kummerspeck angesetzt, und niemand hätte sich getraut, ihr das zu sagen, außer mir, sie teilte also meine Auffassung der konstruktiven Kritik und so, also küsste ich sie auf ihre Lippen, als ich Dahlia entdeckte, die ich bisher noch nicht schmeckte, ich würde dies aber gerne machen, rasch warf ich Sfluijaja noch aus dem Fenster, haha, nein, ich verabschiedete sie noch schnell, sagte, dass ich sie jetzt vor dem Blau machen der zweiten Stunde bewahre; sie enteilte zum Unterricht, schien aber doch etwas verdutzt, ich bedauerte nur etwas, dass ich ihr meine Telefonnummer nicht gegeben habe, aber Dahlia schien mir wichtiger. Ich fragte die, ob sie jetzt unterrichtsfrei habe, sie sagte Ja, sah gut aus, ich frohlockte schon fast, da sah ich sie von nah, ein Außerirdischer in Verkleidung stand da, hatte ich die falsche Brille aufgesetzt gehabt?
Etwas sonnengeschädigt und von John Carpenters Kinoprodukt, einem Film (heiß, nicht, diese Erkenntnis?), beeinflusst gewesen; der Plot erinnert mich sowieso an Comics meiner Jugend, Horrorcomics, jedenfalls ging es in den Comics und dem Carpenter-Film um Außerirdische, die in Masken von Menschen die Weltherrschaft an sich reißen wollen, nur mit einer Spezialbrille kann man die Aussies (von ganz weit weg erkennen), irgendwie auch im Trend des Strickmusters der "Invasion von der Wega", einer SF-Fernsehserie, die ich als Jugendlicher (Kind?) auch nicht zu ungern sah, ich war überhaupt ein SF-Fan, Perry Rhodan-Gelegenheitsleser (aber Käufer und Sammler), den Carpenter-Film "Sie leben" habe ich nicht gesehen, werde ihn mir jetzt aber wohl doch anschauen müssen (ausnahmsweise nicht um vor dem Videorekorder zu schleudern, sondern um Theorie, d.h. die Werbung für den Film und meine daraus resultierenden Schlüsse, und die Praxis miteinander zu vergleichen). Aber schon jetzt geht es mit der Handlung weiter: Die Liebe kommt und geht und meiner steht, bevor er kommt, ich komme; Hurra, ich komme dich besuchen, mitten in der Nacht, wenn du keine Brille auf hast, mich nicht erkennen kannst, dass ich ein normaler Mensch bin; wurde ich gestern deshalb in der Tiefkühltruhe begraben? Nein, ich glaube diese Angelegenheit so recht nicht, vermutlich habe ich geträumt, geträumt habe ich auch tatsächlich, und zwar, dass ich ein Doppelkopf-Solo mit 97 Punkten verlor, weil ich einen taktischen Fehler begangen habe. Kurz bevor der Wecker schellte, mir dadurch der Traum überhaupt erhalten wurde, hatte ich noch die Angst, dass ich nicht korrekt bedient hätte, ich habe mich geirrt, ein Bedienungsfehler hätte beim vorletzten Stich eh keine Auswirkungen mehr gehabt, da ich ja sowieso verloren habe, im Traum, nur im Traum, in der Realität bin ich ein Doppelkopfwinner, und auch so (relativer Notenloser; in Kunst habe ich mich um 2 von 15 Punkten verbessert, in Englisch um einen Notenpunkt verschlechtert, um drei Punkte insgesamt, da ich Englisch als Leistungskurs habe, der dreifach gewertet wird, wie Geschichte, meine Mitarbeits-Eins bröckelt da, aber dafür habe ich eine sehr gute Klausur geschrieben, die die Eins plus ankratzte, ein Zehntelpunkt fehlte; ich habe mir ein Geschichtsbuch aus der Bücherei ausgeliehen, schon 54 Seiten gelesen); jetzt gehts aber zur Liebe zurück, die geht und kommt, erst geht sie, dann kommt sie, dann geht sie: "Hey, Girl, bleib hier." I like the homosexual Boys, too: "Jungs, bleibt hier, spendiert mir noch ein alkoholfreies Freibier, jeder von euch!" Zurück zur einzigen, echten Dahlia, die ich im Schulflur heute sah, ganz, ganz nah, und am Ende der Begegnung gab es von ihr einen Kuss, aus, Schluss. Aber nochmals zum Anfang zurück, schon wieder zurück, es soll aber voran gehen, voran, voran, aber in der Zeit zurück, ich stand da, sagte: "Hallo, ja, du da, Dahlia, gehst du jetzt nach Hause, hast du Schulschluss?" "Nein, Jocelyn, ich gehe zum Bahnhof, zu Fuß nach Eisenstadt ist mir einfach zu weit, ich habe mein Auto nicht dabei, aber du darfst mich begleiten; warum nicht?" Ich warte noch etwas auf sie, dann gehen wir los, erst ein kleines Stillschweigen, dann lege ich aber los, ich erzähle ihr, dass sie einer meiner drei Schwärme sei, dass Sfluijaja eine der anderen Frauen sei, die Dritte ist Ireen, die sie ja wohl nicht kenne; aber ich finde Ireen einfach zu alt, 26, und dann schlank, zu schlank, beinahe zu schlank, aber ab und zu sähe sie ja doch spitzenmäßig aus; sie ist die einzige unsichere Kantonistin unter den Frauen, bei den anderen beiden würde ich jederzeit felsenfest zuschlagen, da sagte Dahlia mir folgendes: "26, die ist doch damit anderthalb Jahre jünger als ich, zumindest." "Ja, das schon, aber dafür bist du kleiner, wohl proportionierter, deine Schenkel sind breiter und straffer, dein Po ist fleischiger, deine Brüste sind größer, du bist netter, lachst viel und oft, Ireen ist da schon ein richtiger Trauerkloß, außerdem befleißigt sie sich gelegentlicher Vorurteile, auch gegen mich, eine Zeit lang besonders gegen mich, aber mittlerweile würde ich die Chancen 50 zu 50 % ansehen, dass sie mit mir ausgehen würde, wenn ich einen günstigen Zeitpunkt abpassen würde; sie ahnt wohl auch bereits, dass ich sie durchaus attraktiv finde, relativ attraktiv, aber mit dir einfach nicht zu vergleichen, du hast zwar schon einige Falten, aber gebräunte Haut, zwar fahre ich nicht unbedingt auf Chemiefreaks ab, aber Sfluijaja ist ein Mathefreak, Ireen eine Computerfrau, nur ich bin naturwissenschaftlich eine dumme Sau, habe deshalb aber Mathe noch nie blau gemacht, mache Naturwissenschaften generell nicht blau, Mathe nie, habe aber außer Bio auch keine andere Naturwissenschaft als Schulfach, muss ja am Kolleg auch nicht sein, meine Pflichtbindung habe ich erfüllt. Und Sfluijaja hat Übergewicht, das habe ich an dir entdeckt nicht, kein Gramm." "Du scheinst ja ein Fachmann zu sein, dir auch reichlich Gedanken über mich gemacht zu haben." "Iwo, sowas fällt mir beiläufig auf, du bist nunmal schön anzusehn." "Findet meine Freundin auch, meine Busenfreundin, ich bin nicht lesbisch, wenn du das glaubst, aber ich bin Lehrerin, du weißt das ja, ich bin da etwas konservativ, obwohl ich schon finde, dass du recht hast, ich bin gut drauf, sehe zwar nicht so gut aus, wie du meinst, aber ich bin zufrieden, mir würde eine Beziehung, glaube ich, noch besser tun, aber mit dir? Halte dich besser an Ireen, wie kommt sie überhaupt an diesen Namen, ist sie Engländerin?" "Nein, sie ist Italienerin, aus dem Norden der Republik, nun in Neustadt zu Hause, also auch keine Wienerin, sie besitzt auch ein Auto, alle Frauen, die ich begehre, besitzen ein Auto, nur ich nicht." "Begehrst du dich denn, Jocelyn, so selfish wirst du doch wohl nicht sein?" "Ach ja, recht hast du, tu as raison, das ist Französisch, heißt 'du hast recht'." "Du hast recht, ich weiß das, ich kann auch nicht nur Französisch sprechen, ich kann auch etwas Italienisch, auch Spanisch habe ich schon versucht, kann aber besonders gut Deutsch." "Stimmt, deshalb mag ich dich ja so sehr, ich bin ein Deutschfreak, möchte schreiben lernen und lesen und reden und nicht doof bleiben." "Ach, kleiner Jocelyn, du bist doch gar nicht dumm, rede dir das bloß nicht ein, sonst glaubst du das noch, was du dir einzureden versuchst, außerdem kann ich nicht glauben, dass du das ehrlich meinst!? Mein Zug ist übrigens weg, deine Schuld, weißt du das?" "Ja, ja, Frau Lehrerin, das heißt eigentlich Nein, woher sollte ich das wissen, wir könnten also zusammen ein Eis essen gehen?" "Du willst mich wohl in meiner Standfestigkeit testen, nein, ich sage ein Extra-Nein." "Schade. Nenne mich Josie, wenn du eine Freundin von mir werden willst." "Leider keinen Bedarf an Freunden, mache erstmal deine Matura, danach könnte ich weitersehen, mal gucken." Und dann küsste sie mich zum Abschied auf den Mund, auf dem Bahngleis, Scheiße! Und ich dachte an die Sache, dass ich Sfluijaja geküsst habe, nett wars ja, aber soll ich mir Ireen antun, am Montag, ich weiß nicht, ich überwinde mich dazu so schwer, versuchte also Dahlia tief zu küssen, ihre Lippen mit meinen zu öffnen, benutzte auch meine Zähne, denn die Sache stand meiner Meinung nach so, entweder heute oder gar nicht, solch eine Chance, solch eine Frau zu kriegen, bekomme ich nie wieder, zumindest nicht dieses Weekend; da könnte man ja auch was Verstecktes miteinander aushecken, und meine Zunge war gerade in ihrem Mund, ich sah ihr in die Augen, wusste, dass ich gewonnen hatte, im nächsten Moment waren wir am Fallen, das Gleis kippte, der Zug kam, eine Träne.

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