"Das
schwör ich beim Leben meiner Mutter"
Sie
ist zwar tot, aber egal (eine Prostituierte).
Mark
Twain und "Das Quartier der Sappho"
Ich
raffe mich hiermit nach längerer Zeit wieder einmal zum Schreiben
auf. Einiges ist mal wieder trostlos, kurz vor Silvester, und weder
Fete noch Frau in Sicht. Jedenfalls rasselte ich bei der Fahrprüfung
praktisch glatt durch, habe auch erfahren, dass Karin gar nicht Karin
sondern Monika heißt, meinetwegen.
War
Montag auf ner Geburtstagsfete, war ein scheiß Spiel, keine Lust
gehabt, eine der anwesenden Perlen anzumachen. Z.Z. wieder asexuell,
diesmal allerdings notgedrungen. Wollte heute ins Pornokino, zog dann
aber doch Tom Sawyer vor, unverständlich. Ich glaube, heute ist ein
schlechter Tag fürs Schreiben, ich bin nicht in Form, aber es müssen
Seiten geschunden werden; wenn ich Bock dazu habe, schaffe ich das ja
vorzüglich, meistens kommt dann auch etwas dabei heraus.
Die
letzten Tage über und auch heute fantasierte ich mir einiges mit
Gwyneth P. zusammen, ich glaube, dass ich mich langweile, mag sein,
dass ich nur apathisch bin; Initiative geht mir wirklich ab, leichte
Konzentrationsschwächen. Draußen ballern die Knallkörper, wie im
Krieg, wo ich doch jetzt im B. U.-(Beate Uhse)-Film sein könnte,
gerade am kitzeln oder beim Kräfte tanken für das 3. runter holen.
Schon der Titel allein, Pornononnen im Homo-Kloster, geilt mich ganz
schön auf. Gestern las ich ein paar Seiten in einem Erotikklassiker,
etwas vom Fingern wurde berichtet, ich wurde geil wie H. (Harry),
beinahe hätte ich mir auch einen gefingert... Am Montag, auf der
Fete, hatte ich keine Lust, komisch. Jedenfalls interessieren mich
augenblicklich normale Frauen nicht als Lustobjekte. Ne anständige
Freundin, das wäre etwas, aber so: Es gibt ja noch Puff, Pornokinos
und Sexhefte.
Ich
habe mich entschlossen, in die Stadt zu fahren, in HGS rein zu gehen,
Helgas Gute Stuben. Tanz, Tanzen über alles auf der Welt, außer
natürlich Marloboro, und schwinge mich in die Straßenbahn, nachdem
ich Pulver getankt habe.
In
der City angekommen, rätsele ich, ob ich nicht lieber in den Puff
sollte, ist mir aber doch zu riskant, im Dunkeln fürchte ich mich.
Also gehe ich doch zu H. (Helga), obwohl ich nicht tanzen kann.
Jetzt, nachdem ich mir eine geraucht habe, geht's mir wieder leicht
besser. Ich glaube zwar nicht, dass ich eine Frau aufreißen kann,
Geld hab ich auch nicht mehr viel, na ja, Wunder soll es ja geben. Im
Augenblick bin ich auf der Toilette, soll ich mir einen runter holen,
ich lass es bleiben. Von der Damentoilette höre ich Stimmen,
trotzdem bleibe ich hart, gehe wieder in den Tanzraum; die Bar sollte
man mal besuchen; die Band macht Pause, ich besuche die Bar, Kneipe
wäre wohl richtiger, die meisten trinken sich ein Bier, nein, Pils,
oder essen etwas. Ein paar Frauen sehen passabel aus, eine Freundin
für mich ist nicht dabei, -die Ausstattung ist teuer, wär ich doch
jetzt bloß vor der Kiste, zuhause; am liebsten würde ich
ausflippen, aber sowas macht man meistens dann, wenn es unfreiwillig
ist, wie in Paris, eine schöne und harte Zeit, aber das gehört ja
zur Schönheit. Doch die Vergangenheit ist tot, beschäftigen wir uns
besser mit der Zukunft oder, noch genialer, mit der Gegenwart: Wozu
bin ich nochmal hier? Ach ja, Frauen, hätte ich fast vergessen. Kein
Bock mehr, nach Hause zu fahren, ich gehe in den Tanzraum zurück,
bestelle etwas; teuer, aber ich hab es ja. Ich gucke mir die Frauen
an, ein paar anständige sind ja dabei, am schärfsten bin ich aber
auf die Kellnerinnen, meine Fresse, von der einen ein' geblasen zu
kriegen... Die Band kommt wieder, einige neue Grillen tauchen auf,
auch weitere Ausländer, sagen wir lieber südwestliche EG-Partner
(Franzosen und Italiener); die Band beginnt zu spielen. Fox,
verflucht, ich kann ja nicht tanzen. Zweiter Tanz, ein Blues, da
setzt sich ja gerade eine neue Perle hin, ich stürze hin, fordere
sie auf. Sie lächelt, flüstert Ja, wir gehen zur Tanzfläche. Ich
kann mich gerade vorstellen, da endet das Lied, verflucht!
Soul-Titel, Glück gehabt. Ich tanze weiter. Sie nennt mir ihren
Namen, wir labbern "Scheiße", Song zu Ende, ich begleite
sie zu ihrem Platz, bedanke mich, setze mich auf meinen Platz. Warum
habe ich Idiot nicht gefragt, ob ich mich zu ihr setzen könne; sie
ist alleine. Drei Menschen setzen sich an ihren Tisch. Verflucht noch
einmal, Scheiße, ich bin ein Versager, wieder nichts, Jocelyn, du
bist ein Arschloch! Soll ich abhauen, nein, ich habe noch Zeit, die
Frau von eben schielt zu mir rüber, oder etwa zu dem Typen neben
mir, nein, sie lächelt mich an, mit Mühe kann ich ihrem Blick
widerstehen, was jetzt, soll ich sie per Tischtelefon anrufen; sie
wird zum Tanzen aufgefordert, lehnt ab, schaut wieder zu mir, ich
greife zum Telefonhörer, kleine Mutfassungssekunde, ich wähle, ein
Meck geht ran: "Kann ich bitte die Frau neben ihnen sprechen?"
"Was wollen Sie denn von meiner Frau?" "Sie ficken, du
Arschloch!" Ich lege auf. Hoffentlich hat er mich nicht in
Verdacht, anscheinend nicht. Jetzt schauen sich alle vier um und
lächeln höhnisch; am liebsten würde ich der Frau in die Schnauze
treten, aber ich bin ja immer noch Pazifist; ich gehe. Die letzte
Bahn ist weg, ich fahre mit nem Taxi nach Hause, leichte Kopfpinne,
geraucht habe ich auch wieder zu viel. Morgen, oder irgendwann, auf
ein Neues!
Im
Taxi versuch ich etwas zu pennen, klappt nicht. Zuhause ziehe ich mir
erst was zu fressen rein, ich Idiot, obwohl ich abnehmen will. Mit
der Schnalle war ja wohl nichts, soll ich mir einen runter holen? Ich
trinke Cola, wieder einmal viel Geld für nichts verpulvert. Wenn ich
in den letzten zweieinhalb Wochen Urlaub keine Perle abschleppe,
stehe ich vor Koslowski und den Präsenzdienst-Kameraden blöd da.
Ich denke an New, wegen Silvester auch keinen Schritt weitergekommen,
ich werde mal Tobin, einen Ex-Arbeitskollegen anrufen, morgen
vielleicht, oder Dösi Madonna, einen Mit-Atlantiden, der hat ja
jetzt eine Perle, ne Italienerin, also ist mit ihm auch nichts los.
Schwesterherz ist da, habe Kommunikationsprobleme mit ihr. Zuhause
stinkt's mir wieder, aber Discos bringen auch nicht viel. Jetzt
rauche ich schon wieder, fresse noch etwas, braue mir ein' Kaffee,
blödsinnig.
Heute
mache ich noch etwas Sinnvolles. In der Kiste läuft noch etwas
Gutes, ich schaue mir den Blödsinn an; Zeit, schlafen zu gehen, aber
ich wollte doch etwas Sinnvolles machen, ich kralle mir den
Erotik-Roman, gehe in mein Zimmer, Scheiße, mein Bruder pennt ja
hier, hole mir keinen runter, kralle mir ein paar Zack-Comics,
blättere darin rum, wirklich sinnvoll! Die Rhodan-Romane habe ich
auch noch nicht abgestoßen, -das neue Blueberry-Abenteuer ist
klasse, was ist aus Blueberry geworden, Fortsetzung im nächsten
Heft, wieder 5,60 € raus schmeißen. Aber Blueberry ist schon
klasse. So ein Held sein wäre ja wirklich schön, aber zu
gefahrvoll; ich versuche mein Geschreibsel zu ordnen, verliere die
Lust, haue mich hin, denke an Gwyneth und daran, dass ich morgen früh
aufstehen will, penne gleich ein...
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