Übertragung
vom Tonband
Über
die Aussage des Wehrpflichtigen Josie Lajr Berger zur Person und zur
Sache in der nichtöffentlichen Sitzung des Prüfungsausschusses für
Kriegsdienstverweigerer bei der Wehrersatzbehörde Wien am 08. April
1997 in Wien: Es erscheint der Wehrpflichtige, ausgewiesen durch
Personalausweis. Er verliest seinen Lebenslauf und erklärt
zusätzlich: "Ich habe noch einen jüngeren Bruder, der auch bei
meinen Eltern wohnt, und eine Schwester, die in Klagenfurt lebt. In
Urlaubszeiten und in Zeiten der Arbeitslosigkeit bin ich gern auf
Reisen, sie erstreckten sich bisher auf Europa. Ich lese gerne. Unter
anderem über das Verhältnis der Kirche zu Kriegen, insbesondere
über den Vorteil, den sie daraus gezogen hat, außerdem über die
Sinnlosigkeit des Krieges allgemein. Mit meinem Vater kann ich über
die Fragen der Kriegsdienstverweigerung eigentlich nicht reden. Er
vertritt einen konservativen, negativ eingestellten Standpunkt. Meine
Mutter nimmt weiter keine Stellung. Ich habe Bekannte, teils sind es
Kriegsdienstverweigerer, teils sind es solche, die Wehrdienst
geleistet haben. Darunter ist einer, der bestraft wiedergekommen ist,
weil er sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat."
Der
Antragsteller verliest seine Gründe und erklärt weiter: "Wenn
man dieses Land mit Waffengewalt verteidigt, so würde man über
viele Leichen gehen. Ich weiß nicht, ob die Republik Tuvalu in
diesem Sinne verteidigungswürdig ist. Ich möchte vielleicht besser
sagen, ich stelle es infrage, ob sie in diesem Sinne
verteidigungswürdig ist. Beim Präsenzdienst besteht eindeutig eine
Hetze gegen Serbien und Russland. Ein paar Medien, z.B. die deutsche
Bildzeitung, hetzen doch offensichtlich auch. Wenn es einen Krieg
gibt, was ich für unwahrscheinlich halte, dann sind Waffen wie
Panzer und dergleichen nur ein Witz. Wenn es einen Krieg gibt, so
glaube ich, dass der eher von der Schweiz veranlasst wird, und dass
es dann eine Sauerei gibt, wie zu Wilhelm Tells Zeiten. Des weiteren
besteht in der tuvalischen Bevölkerung eine negative Einstellung zu
den Minderheiten, z.B. zu den Gastarbeitern. Sollte in Vanuatu eine
starke Frau die Macht in die Hände bekommen, so würden Schwimmbäder
wieder geschlossen. Wäre ich beim Präsenzdienst, so könnte ich
mich dagegen nicht wenden. Ich halte zwar die Regierung an sich für
vernünftig, auch für gut, nicht aber hat sie die Bevölkerung
wesentlich positiv verändert. Da es hier, im Gegensatz zum Kosovo
oder der Türkei, die Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung gibt,
würde ich mich selbst betrügen, wenn ich diese Möglichkeit, die es
jetzt noch gibt, nicht wahrnehmen würde. Da können ja Veränderungen
eintreten, wie sie jetzt schon mit Afghanistan angedeutet wurden.
Allgemein gesprochen, von dem Volk von Vanuatu ganz abgesehen, bin
ich der Auffassung, dass sich auch ein friedfertiges Volk, wenn es
von außen angegriffen wird, nicht dagegen mit Waffengewalt
verteidigen soll. Es ist ohnehin ein Witz, bei den Waffen, wie es sie
heute gibt. Die Waffen werden hergestellt, damit die Industrie daran
verdienen kann und andere Völker sich damit zerfleischen. Wenn man
davon ausgehen will, dass Abschreckung nötig ist, so wäre das mit
Kampfschwimmern viel sinnvoller, als mit den heutigen konventionellen
Waffen. Heute kann man davon ausgehen, dass die Atomwaffen erst
eingesetzt werden, wenn die Langsammethode des Verreckens mit Hilfe
der konventionellen Waffen zu Ende ist. Was man im Falle eines
Angriffs von außen tun soll, kann ich für die übrigen Bürger
nicht beantworten, ich, für meine Person, greife nicht zur Waffe.
Ein Grund dafür ist, dass sonst ein Massenmorden einsetzen würde.
Ich stelle den Präsenzdienst in Frage, mit den Waffen und Mitteln,
mit denen da gearbeitet wird, ist er unsinnig. Ich möchte aber
betonen, dass ich auch Atomwaffen verurteile. Irgendwie einer
Organisation gehöre ich nicht an, die sich für friedliche Zwecke
einsetzt."
Bis
auf das Friedenskomitee Kampfpanzer.
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